Beratungsklau – ein Übel im Fach-Einzelhandel
Beratungsklau kommt bei uns auch vor. Besonders bei den Wasch- und Spülmaschinen oder in unserem Café-Atelier. Wir nehmen uns für die Kunden richtig Zeit, zeigen die Funktionsweisen der Geräte genau, weisen auf Vorteile und Bedienungsmerkmale hin. Das kann natürlich eine halbe Stunde oder mehr Zeit in Anspruch nehmen. Und wir machen das gerne, denn ein Kunde, der gut beraten wird, trifft die richtige Entscheidung und ist damit ein zufriedener Kunde. Es kommt jedoch leider immer wieder vor, dass sich Kunden ausgiebig beraten lassen und letztendlich nicht bei uns kaufen sondern im Internet das Produkt dann vermeintlich billiger bestellen. Das Zubehör kauft er dann – wenn wir Glück haben – wieder bei uns. Oder er erwartet nach seinem Internetschnäppchen von uns Serviceleistungen, die der Internetanbieter natürlich nicht leisten will oder kann.
Schulung der Mitarbeiter im Verkauf und in der Reparaturwerkstatt, Zertifizierungskosten von Herstellern, Aufstellung und Betrieb von Demo-Geräten, Bereitstellung von Leihgeräten, Vorhaltung von Ersatzteilen, Warenpräsentation, Einkaufsambiente usw. All das sind Kosten die ein Onlinehändler nicht hat.
Manchmal frage ich mich schon, was in einem Menschen vorgeht, der sich bei uns kostenlos zu einem Kaffeevollautomaten beraten lässt. Letztendlich aber im Internet kauft, bei uns Garantieleistungen in Anspruch nehmen möchte und dabei noch ein kostenloses Leihgerät wünscht. Ich bitte um Verständnis, aber einen verantwortungsvollen Arbeitgeber macht das wütend und traurig zugleich.
Wütend, weil wir hier mit unserem Ladengeschäft gegen Handelsriesen im Wettbewerb stehen, die in Deutschland noch nicht einmal ordentlich Steuern zahlen. Und traurig, weil viele Menschen nicht sehen wollen oder können, dass eine Stadt, ja eine ganze Region von der Wertschöpfung regionaler Unternehmen lebt, weil diese Arbeit schafft und Konsum erst möglich macht. Wie kann man z.B. die Sozialgemeinschaft oder das Vereinsleben mit Spenden für die Jugendarbeit unterstützen, wenn es die Marge einfach nicht mehr hergibt?
Doch ich bin froh darüber, dass unsere Kunden all das durchschauen. Sie wollen eine lebhafte Stadt, mit attraktiven Einkaufsmöglichkeiten und Kontakt zu Menschen, die gut zuhören und gut beraten können. Mit ihrem Ladeneinkauf geben sie ein Statement ab, ein „Ja“ zu Holzgerlingen und seinem Einzelhandel und ein „Nein“ zum Onlinehandel.
Peter Knöbl