Das Übel heißt: Beratungsklau!

Internetkauf oder im Fachgeschäft am Ort?

Horst Finkbeiner, Optikermeister sagt uns dazu:

„Was sich in unserer Branche im Einzelhandel und bei den Dienstleistern mittlerweile abspielt, ist eine Entwicklung, die allen Dienstleistern große Sorgen bereitet. Der Kunde vermittelt uns leider immer öfter das Gefühl, dass er unsere Arbeit und unsere Angebote nur ausnutzt – um sich dann im Internet zu versorgen. Ein Beispiel: Die Augenuntersuchung und Beratung zu Brille oder Kontaktlinse dauert mindestens 1 Stunde. Wir nehmen unsere Arbeit da sehr genau, denn schließlich ist gutes Sehen ein wichtiges Thema. Die richtigen Gläser, die passende Brille auszusuchen, dafür nehmen wir uns Zeit. Dies nimmt der Kunde auch gerne in Anspruch um sich dann zur persönlichen Meinungsbildung mit unseren Untersuchungs- und Beratungsergebnissen „auf nimmer wiedersehen“ zu verabschieden. Seine Brille bestellt er online – heute kein Problem.

Brille online – geht ganz einfach...

Der Kunde berücksichtigt in seinen Überlegungen nicht, dass der Facheinzelhandel für die Dienstleistung hoch qualifizierte Mitarbeiter einsetzt, was mit entsprechenden Lohnkosten und Sozialbeiträgen verbunden ist. Bei viele Internethändlern, die eben nicht diese qualifizierten Mitarbeiter beschäftigen, ist das nicht so. Von den Kosten, ein Ladengeschäft entsprechend auszustatten und mit Ware zu bestücken, um dem Kunden ein Einkaufserlebnis zu bieten, ganz zu schweigen. Auch diese Kosten spart sich der Internethändler.

Pech nur, dass die preisgünstig erworbene Brille auf der Nase drückt und hinter dem Ohr kneift. Also kommt der Kunde wieder zu uns ins Ladengeschäft … den Rest können Sie sich denken.

Ist das fair? Nein, das nennt man Dienstleistungs- und Beratungsklau.

Dies ist so weiterhin nicht finanzierbar und bringt auf Dauer gesehen den Facheinzelhandel, der sich gut und engagiert für seine Kunden einsetzt, an den Rand der Rentabilität. Aus diesem Grund sehen wir uns seit Kurzem veranlasst, eine Schutzgebühr auf unsere Dienstleistungen zu erheben, die jedoch bei weitem nicht kostendeckend ist. Für eine qualifizierte Augenprüfung berechnen wir € 20,-- und für das Richten von Brillen, die nicht bei uns gekauft wurden, sowie den Austausch der Nasenpads an diesen Fremdbrillen, wird eine Gebühr von € 5,-- fällig. Allerdings erhält der Kunde dann für diese € 5,-- einen entsprechenden Gutschein, die er bei seinem nächsten Kauf bei uns wieder einösen kann. Für Brillen, die bei uns gekauft wurden, sind diese Servicearbeiten natürlich auch weiterhin kostenfrei.

Das Verhalten überdenken

Wir alle sollten uns dessen bewußt sein: wenn unser Verbraucherverhalten keine Kehrtwendung nimmt, schädigen wir die gesamte Infrastruktur. Gute, sichere und interessante Arbeitsplätze müssen abgebaut und Geschäfte geschlossen werden. Wollen wir das?

Persönliche Kontakte gehen verloren und mindern unsere Lebensqualität enorm. Nicht zuletzt müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass dies zu Monokulturen und zur Abhängigkeit von großen Konzernen führt, die zwar mit aggressiver Werbung Scharen von Kunden anziehen, aber doch immer mit möglichst großen Gewinnen arbeiten müssen. Der Kunde tritt als Person in den Hintergrund und wird über Sprachcomputer in der Warteschleife bedient. Wir müssen allen Ernstes fragen, ob wir uns UNSERE Zukunft und natürlich auch die Zukunft der nachfolgenden Generationen so vorstellen.

ES IST AN DER ZEIT, DIE WEICHEN RICHTIG ZU STELLEN !!

Jeder, der am DIENSTLEISTUNGS- UND BERATUNGSKLAU nichts Verwerfliches sieht, sollte sich fragen, ob er selbst dazu bereit wäre, einen Großteil seiner Arbeitskraft und seiner Arbeitszeit ohne Entgelt einzusetzen....?!