Nicht nur im Einzelhandel ist Beratungsklau ein Thema

Handwerker kennen diese Situation: Ein potenzieller Kunde meldet sich beim Handwerker und will eine Beratung. Er schildert seinen Fall und lässt durchblicken, dass er das Unternehmen gerne beauftragen würde. Damit eine individuelle Lösung des Kundenproblems erarbeitet werden kann, wird ein Vororttermin vereinbart und ein passendes Angebot erstellt. Die Handwerker investieren hier viel Zeit, um Aufträge zu bekommen und somit ihre Mitarbeiter beschäftigen zu können. Das tun sie gerne, denn der zufriedene Kunde steht für sie im Mittelpunkt. Er soll optimal beraten und informiert werden. Außerdem können sie so den Zeit- und Materialaufwand des Auftrages abschätzen.

Leider kommt es sehr oft vor, dass sich der Interessent nach Erhalt des Angebots nie wieder meldet. Sei der Grund, dass der Auftrag an einen anderen Anbieter vergeben wird oder aber im Internet gekauft wird. Man hat ja jetzt eine genaue Aufstellung der benötigten Teile, das geht also ganz einfach. Die Vergabe an einen anderen örtlichen Anbieter ist legitim, aber der Kauf im Internet ist oftmals nur auf den ersten Blick von Vorteil. Denn wenn man ein Problem mit einem Produkt aus dem Internet hat, kommt bestimmt kein Monteur von „Amazon & Co“ um sich um das Problem zu kümmern. Wo sich örtliche Handwerker dem Kunden gegenüber verpflichtet fühlen, interessiert es den Lieferanten aus dem Internet gar nicht, wie der Kunde mit dem Produkt zurecht kommt.

Was also tun dagegen. Ein Allheilmittel gibt es nicht, aber es wäre gut, wenn sich mancher Kunde bewußt machen würde, was er mit seiner Kaufentscheidung auslöst. Sei es, dass Handwerker nur noch gegen Honorar Angebote schreiben, sei es, dass örtliche Handwerker irgendwann mangels Auftragslage das Feld räumen müssen. So weit sollten wir es im eigenen Interesse nicht kommen lassen. 

Edeltraud Stribick