Alle hoffen auf den Entlastungseffekt
aus der Kreiszeitung / Böblinger Bote vom 08.12.2016
Ein Nadelöhr weniger: Nach der Eröffnungsfeier gestern wird heute die Altdorfer Kreuzung auf der B 464 freigegeben
Endlich: Nach relativ kurzer Bauzeit von 20 Monaten und schier unüberschaubar langer Überlegungszeit von 40 Jahren feierten rund 200 Bürger und Planungsverantwortliche am Mittwoch Eröffnung. Heute wird der Verkehr losgelassen auf den neuen Kreisverkehr über der tiefergelegten B 464-Trasse.
Text: Hans-Dieter Schuh / Foto: Thomas Bischof
HOLZGERLINGEN. 25 000 Fahrzeuge fließen ab heute tagtäglich auf der Bundesstraße auf Höhe Holzgerlingen, 16 000 Fahrzeuge sind es ebenso Tag für Tag auf der jetzt mittels Rampen und einem draufgelegten Kreisverkehr angeschlossenen Landesstraße 1184 gen Altdorf und Hildrizhausen. Und wie wenn die beiden regelmäßig verstopften Trassen vor der Eröffnung des neuen Kreisverkehrs noch einmal dessen absolute Notwendigkeit beweisen wollten, staute sich der Verkehr kürzlich von der Kälberstelle im Schönbuch bis Holzgerlingen, immerhin stattliche acht Kilometer. Und bei verstopfter Autobahn summiert sich der Stau von der B 464 durch Altdorf hindurch bis mitten ins drei Kilometer entfernte Hildrizhausen. Rekordverdächtig.
Das alles soll der Vergangenheit angehören. Wenn es so kommt, wie es die vom Ausweichverkehr betroffenen Holzgerlinger ebenso wünschen wie die geplagten Verkehrsteilnehmer. Und die Festgäste auf der neuen Kreisverkehrsplatte. Beim Ideengeber für das Bauwerk, dem Holzgerlinger Vermessungsingenieur Hans Dieter Neher, wollte trotz prallen Sonnenscheins keine rechte Freude aufkommen. Er hatte den Planungsauftrag am Ende nicht bekommen. Noch heute würde er es für besser halten, wenn vier statt lediglich zwei Spuren kreuzungsfrei an Holzgerlingen vorbeiführen würden. Weil es nicht so gekommen ist, rechnet er mit einem größeren Gefahrenpotential auf der Strecke wegen der notwendigen Spurwechsel vor den Rampen.
Bürgermeister Wilfried Dölker ("Das ist ein Freudentag") ist froh darüber, dass die ursprünglich vierspurig geplante Trasse nicht gekommen ist. Dies hätte seiner Überzeugung nach eine Asphaltwüste zur Folge gehabt und jede Menge parallele Spuren. Dölker bedankt sich viermal in seiner Rede und bekommt prompt viermal Applaus: bei Ideengeber Neher, bei den Bundestagsabgeordneten Clemens Binninger und Richard Pitterle für ihren Einsatz in Berlin in Sachen B 464, und beim Holzgerlinger Gemeinderat, der Planungskosten in Höhe von 1,3 Millionen Euro an dem Bundes- und Landesbauwerk bewilligt habe, und bei der Bürgerinitiative "Pro 464" mit ihren Hauptaktivisten Heinz Höfinger, Horst Kohlrautz und Margarete Blaschek für ihr "DANKE" auf dem Demo-Schildchen.
"Froh und glücklich" zu sein gibt der Altdorfer Gemeinderat Arnd Rehn zu Protokoll, weist aber auf die Gefahrenpunkte hin beim Queren für Fußgänger über die zwei Kreisverkehrsäste ohne Zebrastreifen. Er werde daran arbeiten, dass über die B 464 eine Fußgängerbrücke gebaut wird. Altdorfs Bürgermeister Erwin Heller widerspricht: Die Kreuzung wird funktionieren ohne Gefahr für die Fußgänger. Auch Holzgerlingens Beigeordneter Ioannis Delakos ist davon überzeugt und misst ab, dass es nur vier Schritte sind über die jeweils eine Fahrspur.
Nichts zu mäkeln hat Gotthilf Frasch. 35 Jahre bis zum Jahr 2014 saß er im Holzgerlinger Gemeinderat und schon seinerzeit sei die Verkehrsplanung um Holzgerlingen herum diskutiert worden - wie dann über seine gesamte Amtszeit. Er hofft jetzt auf eine Entspannung, gibt aber zu bedenken, dass neue Straßen eben Verkehr anziehen. Ex-Gemeinderat Emil Ruthardt aus Altdorf erinnert daran, dass vor vier Jahrzehnten die Uneinigkeit zwischen den beiden Bürgermeistern Siegfried Gölz und Adolf Rehn aus Holzgerlingen und Altdorf einen Bau der Trasse verhindert habe. Gottfroh über die neue Verkehrslösung ist Krimhild Thoma, Konrektorin der Otto-Rommel-Realschule in Holzgerlingen und Bürgerin von Schönaich. Selbst dort hätte man unter dem Ausweichverkehr als Folge der Holzgerlinger B 464-Baustelle gelitten. Jetzt sei bloß noch die Thermalbad-Kreuzung ein Problem . . .
Kein Wunder, dass bei den Festrednern des Tages eitel Freude herrscht. Für die planende Baubehörde sprach Regierungspräsident Wolfgang Reimer, für den Hauptgeldgeber Bund (10 Millionen) Verkehrsstaatssekretär Norbert Barthle, für das Land (1,3 Millionen) Ministerialdirigent Dr. Uwe Lahl vom Verkehrsministerium. Barthle wartete mit einer hoffnungsfrohen Erkenntnis auf: "Wir müssen nachdenken über ein Beschleunigungsverfahren für die Planung. Wir brauchen da schon sehr lange." Und Bürgermeister Dölker hatte ein Fazit parat, das nicht nur für Bürgermeister gelten kann: "Es lohnt sich, für eine Sache zu kämpfen und nie aufzugeben."