Timo Marc aus Weil im Schönbuch wird nun sesshaft

Aus der Kreiszeitung / Böblinger Bote vom 26.01.2018

Der weltberühmte Zauberer entdeckt seine lokalen Wurzeln neu

Er ist Weltreisender in Sachen Zauberkunst. Doch der Großmeister unter den Magiern wäre am Ende beinahe daran zerbrochen: Erblindet von der Welt des Glitter und Glamours, die er als "Profi der guten Laune" mit angefeuert hat. Jetzt ist er zurück und besinnt sich auf seine lokalen Wurzeln: Timo Marc aus Weil im Schönbuch.

Von Martin Müller / Foto: Ruchay-Chiodi

WEIL IM SCHÖNBUCH/HOLZGERLINGEN. Lesern der KREISZEITUNG wird es schon aufgefallen sein, dass Timo Marc verstärkt wieder Auftritte in der Heimat feiert. So hat er letztes Jahr als Überraschungsgast beim 175-Jahr-Jubiläum des Liederkranzes in Holzgerlingen die Bühne erobert - genauso wie zum Beispiel beim Neujahrsempfang in Ehningen. Der Weilemer Monte-Carlo-Preisträger hat seine Engagements weltweit zurückgesetzt auf ein Minimum. Und stattdessen beglückt er nun verstärkt die Menschen in der Region mit seinen verblüffenden Illusionen.

Noch vor Kurzem wäre dergleichen undenkbar gewesen. Denn Timo Marc, der seine ersten Meriten als Magier bei der Zauber-AG im Schönbuch-Gymnasium verdient hat, war überall - bloß nicht Zuhause: In zwölf Bühnenjahren hat der heute 38-Jährige über 40 Länder bereist, war 20 Mal in China, 20 Mal in Spanien, zig Mal in den USA "und weiß Gott wo überall".

"2016", sagt er im Gespräch mit der KREISZEITUNG, "war der Ofen dann aus." Zehn Monate hatte er da nicht mehr seine Eltern in Weil besucht, an 365 Tagen im Jahr über 500 Shows hingelegt. Zum Beispiel stand er in Macau, dem Las Vegas Asiens, monatelang acht Mal 15 Minuten täglich auf der Bühne eines Spielcasinos. Nach kurzer Atempause zwei Wochen daheim in Weil ging es rastlos weiter auf der Welttournee. Mit Gastspielen im Stadion von Seoul/Südkorea, mit Zwischenstopps in Belgien, in Florenz, kreuz und quer über den Erdball undsoweiterundsofort. Ohne irgendwelche Leerzeichen und Leerzeiten dazwischen. "Ende 2016 war ich durch", sagt der Weilemer, der auch schon den Mandrake d'Or in Paris für seine großartigen Illusionskünste empfangen hat. Die Beziehung mit seiner chinesischen Bühnenpartnerin ging in die Brüche, fix und fertig mit den Nerven hat er dann "im Mai 2017 den Stecker gezogen".

"Es gibt nichts Wichtigeres, als daheim zu sein"

"Hardcore-Faulenzen" nennt er im Nachhinein die Auszeit, die er sich dann zwei Monate lang verordnet hat: bei Muttern daheim immer gut Schwäbisch gegessen, sieben Kilo auf die Rippen gefuttert, alle Termine und Engagements abgesagt.

Und Timo Marc kam ins Grübeln. Denn anders als viele seiner Weltstar-Kollegen im Showbiz hat er sich das Nachdenken über die eigene Rolle nicht abgewöhnt. "Manche können ja nur noch mit einer Fasche Wein intus ihr abendliches Pensum abspulen", sagt er. Und so weit wollte es der Weilemer dann doch nicht kommen lassen. Und auf keinen Fall weitermachen, wie gehabt.

"Ich habe mein Lager in Tübingen ausgemistet, mich von alten Requisiten getrennt." Und irgendwie war dieses äußere Großreinemachen ein Spiegelbild für einen "inneren Reinigungsprozess" - eine Art Katharsis und mentale Rosskur also. Dabei ist in ihm die Erkenntnis gereift, dass es "nichts Wichtigeres gibt, als daheim zu sein".

Parallel dazu hat er eine Zeit lang jeden Tag ab 14 Uhr bis zum nächsten Morgen gefastet und Sport getrieben - bis der Akku wieder aufgeladen war. "Und obwohl ich jeden Mittag Spätzle mit Soße verdrückt hab, waren die sieben Kilo ruckzuck wieder weg" - auch eine Art von Zauberei. Ganz sachte hat der Weilemer dann auch damit begonnen, wieder erste Engagements in Europa anzunehmen. Doch alles in Maßen. Er achtet jetzt darauf, dass er werktags um Fünfe Schluss macht mit der Arbeit und dem Management seiner selbst. Dann muss Zeit bleiben fürs Privatleben: Für Besuche und Kochaktionen bei den Eltern um die Ecke, die nur ein paar Straßen neben seiner eigenen Hütte wohnen.

Und vor allem: Zeit verbringen mit der neuen Freundin und Lebensgefährtin. Als die im Sommer letzten Jahres in sein Leben trat, war das wie ein magischer Moment: "Auch wenn das jetzt oberkitschig klingt - das war Liebe auf den ersten Blick", sagt der Zauberer: "Da suchst Du auf der ganzen Welt - und am Ende sitzt sie hier um die Ecke." Sie, das ist Steffi Grimm, gelernte Industriekauffrau und ehemalige Spitzenfußballerin beim VfL Sindelfingen.

Bei internationalen Engagements bleibt jetzt Zeit für Besichtigungen

Die heimischen Wurzeln neu entdecken, heißt für Timo Marc aber auch, daheim aktiv zu werden. So ist er neuerdings Mitglied im Handels- und Gewerbeverein Holzgerlingen (HGH), will dort auch ehrenamtlich in die Offensive gehen. Und bei der Jahresauftaktveranstaltung des Vereins im Waldhorn hat er selbstverständlich auch vor versammelter Mannschaft sein zauberhaftes Können aufblitzen lassen - wie zuletzt vor 15 Jahren übrigens, im Januar 2003; damals war der Stern Timo Marc gerade erst am Aufgehen.

Auch Engagements bei Privatfeiern, bei Familien- und Firmenfesten in der Region häufen sich jetzt in seinem Terminkalender - "im nächsten halben Jahr gibt's lauter Aufträge, die ich mir so gewünscht habe", freut er sich. Und immer wieder wird er "gelegentlich" Galavorstellungen in Europa und Deutschland einstreuen - aber dann nicht auf hektischer Durch- und Weiterreise, sondern immer auch verbunden mit einem privaten Besichtigungstag, der drangehängt wird: gemeinsam mit Steffi, versteht sich - vor dem Rückflug nach Hause. So viel Zeit muss sein.

"Ich werd' jetzt so richtig sesshaft", meint Timo Marc, lacht und freut sich: "Es macht Spaß, wieder daheim zu sein." Das neue Leben schmeckt ihm so richtig gut - wie die schwäbische Küche.