Bunte Glasträume bis zum 30. April

Glasgarten-Inhaberin Edith Mikolaj zieht nach Kirchheim und schließt ihr Geschäft deshalb zum 30. April

Edith Mikolaj liebt ihr kleines Geschäft im Holzgerlinger Blo und dennoch schließt sie zum 30. April ihren Glasgarten. „Es fällt mir nicht leicht, aber wir ziehen aus persönlichen Gründen wieder an unseren Heimatort Kirchheim und das Pendeln ist einfach nicht möglich“, sagt die Tochter eines Glasbläsers. Seit fünf Jahren ziert die farbenfrohe Glaskunst ihres Bruders Michael den Garten vor ihrem kleinen Geschäft und macht auf eine fast vergessene Tradition aufmerksam.

Begegnungen mit Menschen

„Meine Familie waren schon immer Glasbläser und wir haben eine wechselvolle Geschichte hinter uns“, erzählt sie. Ihr Vater Michael Pol­czer, aus Siebenbürgen stammend, durfte mit seiner Familie 1972 nach Deutschland ausreisen, arbeitete dort zunächst in einer Glashütte, bevor er sich 1983 seinen Traum von einer eigenen Glashütte in Zell am Aichelberg verwirklichte.

„Mein Bruder Michael arbeitet noch genauso wie mein Vater und alle Stücke aus seiner Glashütte sind Unikate“, sagt sie. „Es war für mich ein großer Schritt, ein eigenes Geschäft zu eröffnen, aber ich wollte die Stücke aus Buntglas hier in der Region wieder bekannt machen“, sagt sie. „Wir gehen mit einem guten Gefühl, weil die Entscheidung für uns die richtige ist und trotzdem fällt es meinem Mann und mir nicht leicht.“

Bevor sie am 30. April ihren Laden schließt, bietet Edith Mikolaj ihr Sortiment mit einem Preisnachlass an. Auch Geschenkgutscheine müssen bis zu diesem Zeitpunkt eingelöst werden. Noch schweben zarte Glasvögel über der Ladentheke und original Glasschmuck aus Murano zeugt auch von Freundschaften. „Ich habe nur das mit ins Programm genommen, hinter dem ich auch stehe“, sagt sie. Begegnungen mit Menschen sind Edith Mikolaj wichtig und so hat sie vor Weihnachten auch eine Spendenaktion durchgeführt. „Das Einpacken von Geschenken hat jeweils zwei Euro gekostet und dieses Geld habe ich anschließend gespendet“, sagt sie und hat in den letzten Tag 588 Euro an den Tübinger Verein für krebskranke Kinder überwiesen.

Hilfe für andere

„Ich war erstaunt, was da zusammengekommen ist, und habe beschlossen, dass jeder, der sein Glaselement einpacken lässt, jetzt freiwillig etwas spenden kann. Dieses Geld soll dann an die Polizeistiftung zur Unterstützung der Hinterbliebenen des vor Kurzem getöteten Polizisten gehen.“

Noch ist die Auswahl mit den klangvollen Farbnamen Jade, Ätna oder Lava groß, aber so langsam lichten sich die Reihen. Leer wird es auch im Vorgarten des Geschäfts werden. Aus versicherungsrechtlichen Gründen muss sie die Glaselemente dann abbauen, da sie auf dem Privatgrundstück stehen und sie dann nicht mehr dafür verantwortlich ist. „Ich finde es schön, dass in all den Jahren fast nichts kaputtging und werde mich immer an die schöne Zeit in Holzgerlingen erinnern“, sagt sie etwas wehmütig.

Text: Annette Nüßle