Gartentisch bringt grüne Energie
Vor der Werkstatt der Schreinerei Ruzicka führt ein Stromkabel von einem Laptop direkt zu einem Tisch.
Drumherum stehen Schreiner Markus Ruzicka, dessen Mitarbeiter Christoph Neurauter, Ingenieur Guido Burger und Bürgermeister Ioannis Delakos und blicken zufrieden auf ein Projekt, das sie in den vergangenen Monaten gemeinsam entwickelt haben. Ein Solarpanel dient als Platte für das Gartenmöbel, der Bildschirm des daran angeschlossenen Computers zeigt: Der Tisch produziert fleißig Strom.
Ursprünglich hatte Guido Burger eine ganz andere Idee, als mit einem Schreiner an einem Solartisch herumzubasteln. Eigentlich wollte der Tüftler aus Solarpanels kleine Balkon-Kraftwerke bauen, die es auch Mietern in Mehrfamilienhäusern ermöglichen sollten, auf ganz einfache Art einen Beitrag zur Energiewende zu leisten. Doch Statik, Platz und gesetzliche Regelungen erwiesen sich schnell als zu hohe Hürden für diese Idee. Dann kam er auf eine andere Idee. Er nahm ein Solarpanel, schraubte vier Füße dran, bestückte das Balkonmöbelstück mit einer Pufferbatterie, und fertig war sein Prototyp eines Solartischs. Von seinem Werk machte er ein Foto, stellte es im April auf seine Twitter-Seite, was auf enormes Interesse stieß. Und das motivierte ihn, das Projekt weiter voranzutreiben. „Weil nicht jeder ein Solarpanel an den Balkon montieren darf, ist ein Tisch die perfekte Alternative“, sagt er. „Er kann in unterschiedlichen Größen gebaut werden, kann auch auf einer Terrasse oder im Garten genutzt werden. Und er benötigt keinen extra Stellplatz, weil er ja sowieso benötigt wird.“
Guido Burger kontaktierte Ioannis Delakos. Und nahm den Bürgermeister für die Weiterentwicklung seiner Idee mit ins Boot. „Mein Part war es, Guido Burger und einen passenden Schreinerbetrieb zusammenzubringen. Sehr gute Schreiner haben wir in Holzgerlingen einige, doch ich war der Meinung, Markus Ruzicka wäre ein guter Partner.“
Ioannis Delakos sollte recht behalten. Denn Markus Ruzicka war sofort Feuer und Flamme für das Solartisch-Projekt. Sein Mitarbeiter Christoph Neurauter machte sich ans Werk, entwickelte verschiedene Tisch-Typen in verschiedenen Größen, die an verschiedensten Orten zum Einsatz kommen können.
Zunächst entwarf er das Modell „Insel“: ein kleiner Holztisch, einfach zusammenzubauen, bestückt mit einem 100-Watt-Solarpanel und einer Pufferbatterie. „Ideal für Garten und Camping“, sagt Christoph Neurauter. Ein zweites Modell ist doppelt so groß und liefert doppelt so viel Strom – vorgesehenes Einsatzgebiet ist der Balkon. „Das alles lässt sich beliebig ausbauen, auch für größere Terrassentische“, so der Schreiner.
Der Strom, den die Tische liefern, kann übrigens auf verschiedenste Arten verwendet werden. „Es gibt zwei mögliche Betriebsarten“, erklärt Guido Burger. „Entweder speist der Tisch den gewonnenen Strom in das Hausnetz ein, wozu es allerdings eine Genehmigung braucht.
Oder er kann mit einer Pufferbatterie betrieben werden und dient dann direkt und ohne Genehmigung als Ladestation zum Beispiel für Gartengeräte, ein E-Bike oder das Smartphone. Ich selbst versorge zum Beispiel mein Homeoffice komplett über meinen eigenen Tisch mit Energie.“
Nähere Infos und die Möglichkeit, den Holzgerlinger Solartisch zu bestellen oder nach Anleitung selbst zu bauen, gibt es im Internet unter www.solartisch.com.
Text, Bild: Dirk Hamann