Der Kunde entscheidet - und beeinflusst die Entwicklung der Innenstadt

Werner Richter, Inhaber von media@home Richter sagte uns dazu:

Es kommt schon vor, dass sich Kunden nach einer umfassenden Beratung von unseren Mitarbeitern mit den freundlichen Worten verabschieden wie : „Ich überlege mir das noch mal“ oder der Klassiker: „Muss erst nochmal meine Frau fragen...“ Das war früher schon so und hat sich bis heute nicht geändert, weil es ein normaler Vorgang des Einzelhandels von Angebot und Nachfrage ist. Kein Kunde ist zu sofortigen Kaufabschlüssen gezwungen, jeder hat das Recht auf eine ordentliche Beratung. Früher bestand der Vergleich jedoch mit gleich gearteten Fachgeschäften oder bestenfalls mit dem nächstgelegenen Elektromarkt. Der Einkauf blieb jedoch zumindest in der Region, wo auch die ansässigen Firmen ihre Steuern entrichteten, Arbeitsplätze stellen und Vereins-Sponsoring stemmen... und vieles mehr.

Mit Beginn der Global Player und deren Online-Marktplätzen wurden billigste Einkaufsmöglichkeiten geschaffen. Das Steueraufkommen dieser weltweit agierenden Anbieter wird, wenn überhaupt, oft nur in Steueroasen entrichtet. Die regionale Kaufkraft wird abgeschöpft und keine Steuereinnahmen fließen in die Region. Beratung findet Online kaum fachgerecht statt. Es wird eine kritische Grenze erreicht, wenn sich der Kunde zuerst im Fachhandel umfassend berät und nachher billigst online einkauft!

Hier stimmt der Wirtschaftskreislauf einfach nicht mehr. Dies hat zur Folge, dass durch sinkende Umsätze ein Fachhandelsgeschäft sich nicht mehr trägt. Die erforderlichen Erträge für Ladenmiete und gutes Fachpersonal können nicht mehr erwirtschaftet werden, die Geschäfte schließen und unsere Innenstädte veröden. Bestenfalls wird dann beim Sonntagsspaziergang betroffen festgestellt, dass schon wieder ein Ladengeschäft geschlossen hat. Wir haben hier in der Region noch das Glück, durch eine gut funktionierende Infrastruktur, einen guten Mix an Fachgeschäften zu haben. Dies ist ein hohes Gut, aber der Verbraucher muss dies auch werten, schätzen und diese Fachgeschäfte besuchen. Aber hier gilt auch, dass sich das betreffende Geschäft diesen Besuch natürlich auch „verdienen“ muss. Durch kompetentes und freundliches Personal, guten Service (…der natürlich nicht zum Nulltarif möglich ist) und eine passende Ladengestaltung. Ich denke dass unter diesen Voraussetzungen der Fachhandel auch künftig eine „wirtschaftliche Zukunft“ hat.

Wir haben auf die Zeichen der Zeit reagiert und werden in Kürze über unsere EURONICS – Kooperation mit Sitz in Ditzingen bei Stuttgart (!) einen eigenen regionalen WEB-Shop eröffnen. Unser Online-Kunde kann dann selbst entscheiden ob er die gewünschte Ware bei uns im Ladengeschäft abholen, oder zugeschickt haben will. Wie lange so ein duales Vermarktungsprinzip Bestand hat, wird sich zeigen. Der Kunde stimmt bekanntlich mit den Füßen ab, oder nun mit einem Tastaturklick. Wohin die Reise für den stationären Fachhandel geht hat er selbst in der Hand.

Eine Anmerkung noch : Das Bewußtsein für den regionalen Einkauf beginnt bekanntermaßen in den Köpfen der Leute. Hier wären eigentlich unsere Schulen auch gefordert, diese wirtschaftlichen Zusammenhänge zu erklären und ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Wenn ich in unsere Kundenkonten schaue, verzeichnen wir seit langem keine Umsätze mit diesen Einrichtungen. Preiswettbewerb vor Leistungswettbewerb ?? Das gibt uns doch zu denken. Ein kluger Mann hat einmal gesagt : „Jeder Ort hat die Handelslandschaft, die er verdient“

Zum guten Schluss möchte ich einen Kommentar von Peter Burger, Stellvertretender Chefredakteur der Rhein-Zeitung in Koblenz anfügen : „Wir alle nehmen mit unseren Kaufentscheidungen Einfluss auf die Entwicklung unserer Innenstädte und Dörfer, auf die eigenen Arbeitsplätze, die unserer Kinder sowie das Überleben von Vereinen und damit insgesamt unseres Gemeinwesens. Wir alle können durch unser Einkaufsverhalten dazu beitragen, dass unsere Städte mit ihren vielen bunten Fachgeschäften weiterhin attraktive Standorte und Einkaufsstätten für den Kunden bleiben”.